5 Fragen an...
Umweltzerstörung, Frieden, artgerechte Tierhaltung und Gesellschaftsentwicklung sind die großen Themen beim diesjährigen Weltsalon auf dem Wintertollwood. Das DOK.fest hat dieses Jahr das Dokumentarfilmprogramm zu den Themenschwerpunkten kuratiert. Wir haben Stephanie Weigel, Leiterin der Umweltarbeit, und Julia Knechtel, Projektassistentin der Umweltabteilung, zu einem Interview getroffen.
„Unbequeme Themen sind im Weltsalon gut aufgehoben“
Im Weltsalon gibt es Podiumsdiskussionen, Filme, Improshows, interaktive Installationen und Fotoausstellungen. Wie kommt ihr zu den Projekten, wie entsteht das Programm?
Stephanie Weigel: Das ist ein spannender Prozess. Wir machen das Programm selbst, aber es kommen auch Ideen von außen. Anfang des Jahres gehen wir in Klausur und sprechen darüber, was wir spannend finden und was ohnehin auf der aktuellen Agenda steht, oder was draufstehen müsste. Das ist ein Mix aus persönlichen Meinungen und politischen Fakten, Gemengelage und Einschätzungen aus wissenschaftlichen Studien. Die Kunstinstallationen sind noch einmal ein eigener Prozess: Zum Teil werden wir bei Künstlern fündig und zum Teil sprechen wir Künstler an, von denen wir wissen, dass sie in der Richtung arbeiten und Lust auf unsere Themen haben. Das lief bisher sehr gut.
Was ist euch besonders wichtig am Weltsalon, was kann und soll er bewirken?
Stephanie Weigel: Für mich ist es das Anstiften zum Umdenken, das Mut machen zum Handeln. Ob es um Krieg und Frieden geht, ums Thema Umweltschutz oder um gesellschaftliches Miteinander. Die Probleme sind erdrückend und man mag sie sich nicht gern ansehen. Aber zum größten Teil sind sie menschengemacht, was auch bedeutet, dass durch Menschen etwas verändert werden kann. Mir geht es beim Weltsalon darum, den Besuchern das Gefühl zu geben, dass jeder Einzelne etwas tun kann. Ich glaube, wenn man das schafft, hat man schon gewonnen.
Julia Knechtel: Das tolle an dem Festival ist ja, dass eine so breite Masse erreicht wird. Vom Kleinkind bis zur Oma,jeder wird mit den jeweiligen Themen konfrontiert und ermutigt, sich zu engagieren.
Was macht der Dokumentarfilm mit diesen Themen, wie ist er in den Weltsalon eingebettet?
Julia Knechtel: Der Dokumentarfilm ist das Medium, das sich an die Themen, an die Personen, an die einzelnen Schicksale am besten annähern kann. Deshalb passt er so gut in den Weltsalon. Denn dort geht es zwar um große Themen, aber in den Filmen meist bezogen auf einzelne Person, eine Familie oder eine Dorfgemeinschaft. Durch den Dokumentarfilm bekommen wir einen ganz persönlichen Blickwinkel.
Stephanie Weigel: Mit euch als Experten können wir weit über das hinaus gehen, was wir bislang leisten konnten. Ihr kennt die Szene. Und ich denke, wir haben ein gemeinsames Anliegen, nämlich die Themen aufzugreifen, die in der Öffentlichkeit untergehen, die aber einfach gezeigt und gesehen werden müssen. Eure Filme müssen ihr Publikum finden, dazu muss man sie auf eine Bühne heben und dafür ist unsere Zusammenarbeit einfach fantastisch. Das hat jetzt eine neue Qualität.
Die Resonanz auf den Weltsalon ist ja sehr positiv. Wie hat sich das entwickelt?
Stephanie Weigel: Ein Festival wie das Tollwood ist eine einzigartige Gelegenheit, um Umwelt- oder Gesellschaftsthemen mit den Mitteln von Kunst und Kultur zu präsentieren. Diese Themen sind bei uns gut aufgehoben, da sie alle Menschen erreichen – auch die, die sich sonst nicht so sehr damit beschäftigen. Das Zelt steht ja auf einem sehr belebten Festival, wenn da niemand in unser Zelt stolpert, haben wir was falsch gemacht. Und so waren im letzten Jahr bis auf wenige Veranstaltungen alle bis auf den letzten Platz besetzt. Insgesamt hatten wir 10.000 Besucher in den Veranstaltungen letztes Jahr.
Was kommt besonders gut beim Publikum an?
Sehr gut kommen Filme an. Aber auch Naturvorträge, also Multivisions-Shows, wo es um den Regenwald oder Vulkane und um die Schönheit und Unberührtheit der Natur und deren Gefährdung geht. Aber auch die Podiumsdisukussionen oder Foto-Ausstellungen im Weltsalon kommen gut an.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!
Interview: Samay Claro. Foto: Bernd Wackerbauer