Preisträger 2008
Alle Gewinner, alle Begründungen
Der Dokumentar:Filmpreis 2008 des Bayerischen Rundfunks und der Telepool (dotiert mit 10.000 EUR) geht an Life after the Fall von Kasim Abid, Großbritannien / Irak 2008.
Ein Film, der als privates Videotagebuch beginnt, verwandelt sich zu einer allgemein gültigen Darstellung des Lebens in Zeiten des Krieges. Dem Regisseur Kasim Abid gelingt eine authentische Darstellung des alltäglichen Familienlebens, wodurch er die Hoffnungen und Enttäuschungen in Bagdad nach dem Fall Saddam Husseins beschreibt.
Der Preis Der besondere Dokumentarfilm (dotiert mit 2.500 EUR), gestiftet von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, geht an Citizen Havel von Pavel Koutecký und Miroslav Janek, Tschechische Republik 2008.
Ein wahrhaftiges Porträt ganz in der Tradition des klassischen Dokumentarfilmkinos begleitet das Leben und die Karriere des früheren tschechischen Präsidenten Vacláv Havel über eine Zeitspanne von 15 Jahren. Die enge Beziehung zwischen den Filmemachern und ihrem Hauptdarsteller erlaubt es uns, einen Blick hinter die Kulissen der Macht zu werfen.
Die Jury widmet diesen Preis Pavel Koutecký, dessen Lebenswerk durch einen tödlichen Unfall jäh beendet wurde und möchte zugleich Miroslav Janeks Leistung würdigen, der diesen Film im Sinn seines Regisseurs zum Abschluss brachte.
Der Horizonte Preis (dotiert mit 3.000 EUR) geht an die Regisseurin Rajula Shah und ihren Film Word Within the word, Indien 2007.
Die Regisseurin hat mit ihrer ganz eigenen Handschrift einen Kunstfilm geschaffen, der viel Freiraum lässt für die persönliche Phantasie und neugierig macht auf Indien und seine Kultur.
Sie nimmt uns mit ihrem Film mit auf eine Reise, in deren Zentrum die Lieder der indischen Bhakti-Poeten steht. Deren Religiosität stützt sich zwar auf den Hinduismus und den Islam, lehnt jedoch Äußerlichkeiten ab und bleibt metaphorisch und geheimnisvoll. Bestechend sind die Kameraeinstellungen, die manchmal wie ein Gemälde anmuten.Kaleidoskopartige Bilder von Landschaften und Arbeitern werden zu Bild gewordener Poesie. In seiner Langsamkeit entwickelt der Film eine fast meditative Stärke. Deshalb sind wir einhellig der Meinung ein kleines Juwel entdeckt zu haben.
Der FilmFernsehFonds Bayern vergibt den mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis Dokumentarfilm des FilmFernsehFonds Bayern an den Regisseur Alexander Riedel für Draußen bleiben.
Alexander Riedel zeigt das Leben zweier Freundinnen in einer Münchner Flüchtlingsunterkunft zwischen Behördenstress, Bolzplatz und Wohnküche. Bei aller Ernsthaftigkeit und allem Engagement wird diese Situation nicht als tristes, unabänderliches Schicksal dargestellt. Im Gegenteil: Der Film wird dank seiner vitalen und allzeit präsenten Protagonistinnen zu einem
lebensbejahenden Appell.
Die Förderpreis-Jury entschied ebenfalls über die Vergabe des OmU-Förderpreises, gestiftet von der Firma Untertitel-Werkstatt Münster GmbH. Er sichert dem Preisträger die Untertitelung des nächsten Films - um dessen Teilnahme an internationalen Festivals zu unterstützen. Der OmU-Förderpreis geht an Maximilian Plettau.
Die Jury vergibt diesen Preis an einen jungen Regisseur, der in seinem ersten langen Dokumentarfilm eine enorme Gestaltungskraft auf allen filmischen Ebenen beweist. Wir hoffen auf seinen nächsten Film und vergeben den „Untertitelungspreis“ an den Regisseur Maximilian Plettau, der im DOK.FEST mit seinem Film Comeback vertreten ist.