Call for Entries 2025:
DOK.archive Award
Gestiftet von British Pathé, dotiert mit Beistellungen im Wert von 22.500 Euro oder 2.500 Euro in bar
Der DOK.archive Award ist ein Förderpreis für Archiv- und Kompilationsfilme in der Entwicklung oder frühen Produktionsphase. Hochwertige Archivaufnahmen sind für Dokumentarfilme oft von nahezu unschätzbarem Wert. Die Verwendung von historischen oder kommerziellen Filmausschnitten in größerem Umfang hebt das benötigte Produktionsbudget jedoch wesentlich an. Mit dem DOK.archive Award haben British Pathé und DOK.forum es sich zum Ziel gesetzt, Projekte, die mit lizensiertem Material arbeiten, zu fördern und damit dieses traditionsreiche dokumentarische Genre zu stärken.
Unter allen Einreichungen für den DOK.archive Award werden 5 Projekte nominiert, die bei einem Live-Pitch während des DOK.forum Marktplatz einer fünfköpfigen Jury vorgestellt werden. Das Gewinnerprojekt erhält British Pathé Archivmaterial im Wert von 22.500 Euro, alternativ können 2.500 Euro in bar ausgezahlt werden.
Voraussetzung für die Marktplatz-Anmeldung ist eine aussagekräftige Bewerbung inkl. eines Konzeptes für den Umgang mit Archivmaterial. Die Einreichung ist in deutscher und englischer Sprache möglich.
Die Einreichung für den DOK.archive Award ist kostenfrei. Die Einreichfrist für den nächsten DOK.forum Marktplatz ist der 17. Januar 2025.
Preisstifter: British Pathé
British Pathé gilt als das beste Wochenschau-Archiv der Welt. Es repräsentiert nun auch die Historische Sammlung von Reuters und ist zu einem zentralen Archiv für die Geschichte des 20. Jahrhunderts geworden. Diese Schatzkammer von 220.000 Filmen, die in ihrer historischen und kulturellen Bedeutung unübertroffen ist, wird von Rundfunkanstalten, Produktionsfirmen, Unternehmen, Museen und vielen anderen Institutionen umfassend genutzt.
Rückblick
Preisträger*innen-Projekt 2024: OUR SISTER ANGELA – BLACK POWER IN THE GDR
Preisträger*innen:
Katharina Warda und Jascha Hannover
Angela Davis war vielleicht der größte Superstar in der kurzen Geschichte der DDR. Stellen Sie sich die folgende Szene vor: Im Jahr 1970 wird die schwarze Bürgerrechtlerin in den USA verhaftet, ihr droht die Todesstrafe. Menschen in aller Welt solidarisieren sich mit ihr, doch die größte Unterstützung kommt aus Ostdeutschland. Unter dem Motto "1 Million Rosen für Angela" schreiben DDR-Bürger*innen Zehntausende von Postkarten und fordern ihre Freilassung. Bildhauer*innen verewigen ihr Konterfei als Statue, DDR-Radio-Songs erzählen von ihrem Kampf für die Freiheit. Nach ihrem Freispruch besucht Angela Davis zweimal die DDR und wird von Hunderttausenden jubelnden Bürger*innen empfangen. Im Film tauchen wir direkt in diese historische Epoche ein: Der Kalte Krieg war noch hochbrisant, schwarze und sozialistische Bewegungen in der ganzen Welt waren auf Erfolgskurs, und es war eine Zeit voller Hoffnung. Das alles gipfelte in Angelas zweitem Besuch in der DDR, um an den Weltjugendspielen in Ost-Berlin teilzunehmen, ein Ereignis, das von Historiker*innen als das Woodstock des Ostens bezeichnet wurde. Doch diese Solidarität war trügerisch. Die Begeisterung, mit der Angela Davis vom DDR-Regime empfangen wurde, entsprach nicht der tatsächlichen Lebensrealität Schwarzer Menschen im Land. Stattdessen war das Leben Schwarzer Menschen von Alltagsrassismus und Unsichtbarkeit geprägt, was auch für die Kindheit der Co-Regisseurin galt. Wurde Angela für Propaganda benutzt? Nach Ansicht des SED-Regimes war die Existenz von Rassismus in der sozialistischen DDR unmöglich – eine Leugnung, die zu einem kollektiven Schweigen führte, dessen Auswirkungen in Ostdeutschland bis heute zu spüren sind.
Aus der Jurybegründung
"Die Verwendung von Archivmaterial ist von entscheidender Bedeutung für dieses Projekt. (...) Die Filmemacher*innen machen eine intelligente Analyse eines historischen Ereignisses: Man könnte den Besuch von Angela Davis in der DDR als reine Propaganda abtun, aber er ist aus heutiger Sicht wohl mehr als das. (...) Die Filmschaffenden haben das Narrativ über das Material zurückgewonnen, sie deuten und nutzen es neu – unter den Aspekten der Aufarbeitung der Geschichte von Schwarzen Deutschen und People of Colour in der damaligen DDR. (...)"
Jury 2024
Thomas Beyer, Redakteur, MDR, Abteilung Geschichte und Dokumentarfilme
Karin Jurschick, Abt. IV, Dokumentarfilm, HFF München
Emanuel Rotstein, Head of Documentaries/Produzent, ICON DOCS a Brand of Bavaria Fiction
Simon Witter, Archiv Filmmaterial / Lizenzierung, British Pathé Ltd.
Preisträger*innen-Projekt 2023: BERLIN CHIC
Preisträger*in:
Sigal Rosh
Selten werden die Worte „Holocaust“ und „Mode“ in einem Atemzug genannt. Während deutsche Designer*innen einst das gleiche Ansehen genossen wie ihre Kolleg*innen in London und Paris, wurde die deutsche Modebranche ebenso dezimiert wie die jüdischen Modeschaffenden, die vor dem Holocaust an ihrer Spitze standen. BERLIN CHIC wird ihre Geschichten zum ersten Mal erzählen. Denn Mode ist weit mehr als nur Kleidung – sie ist das Spiegelbild der Kultur zu einer bestimmten Zeit. Seltenes Archivmaterial (Dokumente, Skizzen, Zeichnungen, Plakate, Titelseiten von Zeitschriften aus den 1920er Jahren, Fotos, Modelle, Audiomaterial und Zeug*innenaussagen aus erster Hand) und Interviews bieten einen Blick hinter die Kulissen der glorreichen Zeit der deutschen Modebranche. Es wird die Frage beleuchtet, warum sie sich nach dem Krieg nie wieder erholt hat. BERLIN CHIC lässt die deutsch-jüdischen Modeschaffenden zu Wort kommen, die sie aufgebaut haben und damit Kunst, Kultur und Gesellschaft bis heute prägen.
Aus der Jurybegründung
„Mit einer Fülle an neuen Informationen und Archivbildern – Filmmaterial, Fotos, Skizzen, Zeichnungen und Modemagazinen – erweckt das Team die bunte Modeindustrie des Berlins der 1920er und 30er Jahre zum Leben und zeigt genau auf, wie und warum die Stadt ihren Babylon-Berlin-Glamour jener Ära verlor und in der Nachkriegszeit zum modischen Hinterland wurde. Der Film überzeugte die Jury durch seinen eindringlichen politischen Ansatz, die innovative Verwendung von Archivmaterial und die Art und Weise, wie Kleidungsstücke zu kollektiven Manifestationen der Ungerechtigkeit und Gewalt, aber auch der Vorstellung einer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Widerstands, der Ermächtigung und der Sehnsüchte werden.“
Jury 2023
Cana Bilir-Meier
Stephen Maier, Archivproduzent
Jan Rofekamp, Berater
Emanuel Rotstein, Head of Documentaries/Produzent, Bavaria Fiction Documentaries
Simon Witter, Archiv Filmmaterial / Lizenzierung, British Pathé Ltd.
Preisträger*innen-Projekt 2022: I USED TO BE THE MAYOR
Preisträger*innen:
Alexander Sussmann (Regie), Karoline Henkel und Laszlo Josza (Produzent*innen)
Gabor Demszky war ein Taxifahrer, der zum Schriftsteller und in den 80er Jahren zu einer führenden Stimme der Opposition im Untergrund gegen das totalitäre Regime in Ungarn wurde. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde er der erste gewählte Bürgermeister von Budapest – und trug im Laufe von 20 Jahren dazu bei, sein Land in eine lebendige liberale Demokratie zu verwandeln. Heute liegt die Macht in den Händen von Victor Orban. Oppositionelle Stimmen werden nicht geduldet. Gabors Triumphe sind längst vergessen. Im Alter von 68 Jahren kämpft er mit der Anonymität außerhalb des politischen Rampenlichts und zieht Bilanz über den Preis, den er für seinen Platz in der ungarischen Geschichte gezahlt hat – persönlich und in Bezug auf seinen guten Ruf. Die Übergangszeit des Regimewechsels und Gabors Zeit an der Macht ist gut dokumentiert. Spielerisch gestaltete Animationen werden in einem Patchwork-Stil mit Archivmaterial (verschiedene Elemente von Fotos über Zeitungen bis hin zu bewegten Archivbildern) präsentiert.
Jurybegründung
„Fünf Wahlsiege und fünf Scheidungen – das Projekt I USED TO BE THE MAYOR porträtiert eine vielschichtige Persönlichkeit, deren politisches Leben und persönliche Irrungen und Wirrungen ein Licht werfen auf eine der größten Herausforderungen und Themen unserer Zeit: das Verschwinden demokratischer Werte im Angesicht neuer populistischer Autokratien (…) Die Jury war beeindruckt von dieser Story und der Art und Weise, wie das Team mit einer Verbindung von Archivmaterial und Animationen Geschichte auch für ein jüngeres Publikum erlebbar machen will.“
Jury 2022
Thomas Beyer, MDR, Redaktion Geschichte und Dokumentationen
Simon Witter, Footage Archive / Licensing, British Pathé Ltd.
Petra Gruber, Leiterin Senderkooperation 3sat und ARTE, ORF / 3sat / ARTE
Dr. Nikolaus Wostry, Filmarchiv Österreich
Käte Schaeffer, Akquise, ARSENAL Filmverleih GmbH
Preisträger*innen-Projekt 2021: LIFE IS NOT A COMPETITION BUT I’M WINNING
Preisträger*in:
Julia Fuhr Mann
Dieser Film will das utopische Potenzial des Leistungssports, insbesondere des Laufsports, erkunden. Er zielt darauf ab, eine Welt zu erschaffen, die weit entfernt ist von strikten Geschlechts- und Gendervorstellungen, denn die Geschlechtertrennung ist im Sport immer noch gesellschaftlich akzeptiert, so starr ist sie in der heutigen Gesellschaft jedoch nirgendwo sonst vorstellbar.
In einer Mischung aus fiktionalen und dokumentarischen Szenen wird der Film eine utopische Welt erschaffen, in der Athlet*innen nicht nach ihrem Geschlecht klassifiziert werden, sondern Raum erhalten, ihre Einzigartigkeit zu zeigen.
Jurybegründung
„Unser audiovisuelles Erbe ist unsere konservierte Erinnerung. Wir können in diesem kollektiven Gedächtnis viele schöne wie unangenehme Perspektiven auf uns finden, die nie in der bewussten Intention der Aufnehmenden lagen. Es ist dieser neue Blick auf unsere Vergangenheit, mit dem die Regisseurin und die Produzentinnen ihr Projekt LIFE IS NOT A COMPETITION BUT I’M WINNING in die Gegenwart holen. Indem sie uns spiegeln, welche Macht unser gemeinschaftliches Festhalten an Normen und Narrativen hat, fragen sie uns nach unserer Bereitschaft, uns zu ändern. Das Projekt von Julia Fuhr Mann, Sophie Ahrens und Melissa Byrne behandelt das utopische Potenzial eines Leistungssports jenseits starrer Geschlechtergrenzen und -bilder [...]."
Jury 2021
Gunnar Dedio (LOOKSfilm)
Nina Goslar (ZDF/ARTE)
Karin Jurschik (HFF München)
Euridice Zaituna Kala (Euridice Kala)
Julia Teichmann (German Films)
Simon Witter (British Pathé Ltd.)
Preisträger*innen-Projekt 2020: QUEEN OF CHESS
Preisträger*innen:
Bernadett Tuza-Ritter, Gabor Harmi und Zsofi Lili Kovacs
Es wird die größtenteils vergessene Geschichte der Ungarin Judith Polgar erzählt, die als junges Mädchen in der Männerdomäne der Schachwettbewerbe berühmt wurde. Historische Aufnahmen, die in das spätkommunistische Ungarn führen, werden mit Home Movies aus dem Privatarchiv der Familie Polgar sowie Fernsehberichten über die Wettbewerbe mit den Schachweltmeistern ihrer Zeit, insbesondere Garri Kasparov, verknüpft. So entsteht ein intimes Porträt einer ungewöhnlichen jungen Frau und gleichzeitig eine Zeitreise in eine historische Umbruchphase.
Jurybegründung
„Die Jury hat vor allem der kluge und virtuose Umgang mit dem vielseitigen Archivmaterial überzeugt. Die historischen und größtenteils unbekannten Filmaufnahmen stellen hier eine tragende Erzählebene dar. Vielversprechend erscheint der Jury außerdem, wie die unterschiedlichen Facetten dieser Wunderkind-Geschichte aufgefächert werden: das Erziehungsexperiment des Vaters, das Geschlechterverhältnis, die eigenwillige Welt des Schachs, die Spannung von Wettkämpfen, die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen – all dies spiegelt sich in dieser aufregenden Frauen-Biographie."
Jury 2020
Anke Hahn (Leitung Filmverleih, Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen)
Patrick Hörl (Geschäftsführung, Autentic GmbH)
Monika Preischl (Archive Researcher und Archive Producer)
Simon Witter (Footage Archive / Licensing, British Pathé Ltd.)