IN MEMORIAM Simone Fürbringer
*14. Juni 1957 †08. Mai 2023
Simone Fürbringer hatte die Fähigkeit, Filmkörner zum Tanzen zu bringen. Blumen im Wind singen zu lassen. Den Mond dazu zu bewegen, dass er mit ihr kleine Figuren in die Kamera zeichnet. Sie wollte Bilder schaffen, die dem Sehen jeder bisherigen Erfahrung vorausgingen. Auf dem scheinbaren Nichts der Leinwand dürfen sich die Phänomene aus sich selbst herzeigen. Immer noch und weiter, Bilder sterben nicht. Simone sorgte sich um die Wunder und möglichen neuen Formen unserer Existenz. Sie war eine Filmemacherin, die sich mit jeder ihrer Arbeiten auf den Versuch eingelassen hat, mit ihrer Poetik der Welt eine neue Ordnung zu geben. Friede als Assoziation, der Realität gegenübergestellt. In ihren magisch abstrakten Montagen hat sie die Bilder für sich denken, sich widersprechen, sich vereinen und neu verbinden lassen. Laufen konnten Bilder schon lange. Mit Simone durften sie schwimmen und fließen, sich austoben und gegenseitig jagen. Sie ließ sie wegrennen, atemlos werden, ließ sie innehalten und hat sie langsam in Töne und Laute verwandelt. Und sie ließ sie wieder still werden und machte die Stille sichtbar. Mit Licht die Leinwand zerfetzen und mit Musik und Worten wieder zusammennähen. Film war ein Lebensstoff für sie. Ein zartes Gewebe, das gesponnen und gewebt werden muss, das freilegen und umhüllen kann.
Als FLOATING ISLANDS, ihre letzte Arbeit, die sie mit ihrem Mann und künstlerischen Lebensbegleiter Nicolas Humbert schuf, auf dem DOK.fest die Münchner Premiere feierte, hat sie den Kinoraum scheinbar zum letzten Mal verwandelt. Während der Vorführung ist Simone in der Wolfsgrub, dem alten Hof der beiden, im Kreis ihrer Liebsten auf ihre letzte Reise gegangen. The End is always a new beginning. Simone war immer für eine Überraschung gut und für jeden Spaß zu haben. Träume dauern länger als die Nacht? Also muss das Leben doch irgendwie auch über die Grenze des Todes blicken können. So wie wir uns auf ihre Filme eingelassen haben, neue Horizonte erfahren durften, können wir darauf warten, was uns aus ihrem neuen Schneideraum, dem noch unbekannten Atelier des Jenseits herübergereicht und vorgeführt werden wird. Wenn es dafür eine Gelegenheit gibt, wird Simone sie nutzen. Wir dürfen uns auf etwas gefasst machen.
Martin Otter
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Unsere liebe Freundin, geschätzte Filmemacherin und langjährige DOK.fest München Begleiterin Simone Fürbringer ist am Montag, den 08. Mai 2023 im Kreise ihrer Lieben verstorben. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen, insbesondere ihrem Lebensgefährten und Filmpartner Nicolas Humbert.
Am Sonntag, 14. Mai 2023 präsentierten wir in einer gesonderten Filmvorführung Simone Fürbringers aktuellen und mit Nicolas Humbert gemeinsam entstandenen Film FLOATINGS ISLANDS nochmals im Neues Rottmann, um ihr Werk zu würdigen und Abschied zu nehmen.