Isabel Berghofer-Thomas
Kurzinterview mit den Projektbeteiligten von TANZ IM MUSEUM
Der Kreisjugendring München-Stadt (KJR) ist nicht einfach eine Jugendorganisation. Er ist seit seiner Gründung im Dezember 1945 Arbeitsgemeinschaft von mittlerweile mehr als 70 Jugendverbänden und -gemeinschaften in München. Hier sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 6 und 27 Jahren organisiert, die den verschiedensten Nationalitäten, Konfessionen und gesellschaftlichen Gruppen angehören.
Was ist Deine Aufgabe beim KJR?
Beim KJR bin ich zuständig für die Vermittlungsprojekte im Bereich Kulturelle Bildung für Jugendliche und die Organisation und Durchführung von Großveranstaltungen.
Wie würdest Du das Projekt jemandem beschreiben, der keine Ahnung hat, was TANZ IM MUSEUM ist?
Wir sind mit jungen Menschen in die Alte Pinakothek gegangen, gemeinsam mit der für die Kunstvermittlung Zuständigen, und haben sie gebeten, sich Bilder auszusuchen, die sie besonders ansprechen. Über diese Bilder haben wir uns ausgetauscht und dann haben wir die Teilnehmenden gebeten, sich zu den Werken und ihren Gedanken und Assoziationen dazu Bewegungen und eine Choreographie auszudenken.
Was hat dich zu diesem Projekt gebracht?
Ich war mit einer Freundin in der Oper, und nach der Vorstellung zeigt sie mir auf dem Handy dieses großartige Video "Apeshit" von Beyoncé. Ich war sofort begeistert und habe mir gedacht, dass dieses Video eine großartige Inspiration für Jugendliche sein kann. Die Alte Pinakothek erschien mir dem Louvre am nächsten, und das Museum war sofort bereit, dieses Projekt mit dem KJR zu konzeptionieren und durchzuführen. Unter den immer wechselnden Corona-Bedingungen war das für uns alle eine große Herausforderung.
Du machst kulturelle Großprojekte für Jugendliche. Warum?
Ich denke, Kultur ist etwas, das uns alle angeht und das wir auch alle mitgestalten. Leider ist die Realität oft eine andere – deshalb sehe ich es als Aufgabe des KJR, alle jungen Menschen die Teilhabe an Kultur zu ermöglichen. Es geht mir explizit darum, etwas anzubieten und auch selbst etwas zu erfahren: Wie sehen die jungen Menschen Kunst, vor allem, wenn sie sie vielleicht zum ersten Mal sehen. Was geht ihnen durch den Kopf dabei, wo sehen sie die Relevanz für ihr eigenes Leben und die Kultur, die sie kennen und mit der sie aufwachsen? Das ist wichtig und sehr bereichernd für die Jugendarbeit und die Gesellschaft.
Was sollten alle wissen zum Thema Kunst, Kultur und Jugend?
Es ist eine großartige Aufgabe, jungen Menschen Kunst zu zeigen. Dabei besonders wichtig: Kultur auch außerhalb eines schulischen Kontextes erleben. Kinder und Jugendliche sollen Kunst erfahren in ihrer Freizeit und diese Beschäftigung so mit Freiwilligkeit und Spaß verknüpfen. Es geht nicht darum, etwas Vorgegebenes zu rezipieren oder zu erfüllen, sondern Kunst mit ihren eigenen Erfahrungen und Erlebnissen zu ergänzen und zu verarbeiten. Erst dann bekommt die Kunst auch für diese jungen Menschen eine Bedeutung und sie können darüber Aussagen treffen und in den Austausch gehen. Jugendliche haben etwas zu sagen zu Kunst und Kultur. Häufig etwas ganz Anderes als die Erwachsenen. Aber sie müssen die Gelegenheit bekommen, sich ohne Druck und Erwartungen damit zu befassen.
Was ist die eine Sache beim Projekt oder Drehtag, die Du sicher in Erinnerung behalten wirst?
Ich stand mit einer Gruppe von Jugendlichen vor dem Bild „Die Beweinung Christi“ von Sandro Boticelli. Nun ist über dieses Bild viel Schlaues und Gelehrtes geschrieben worden, aber die Interpretation dieser jungen Menschen ist sicherlich neu: Sie haben mir erklärt, sie sehen darin einen gymnastischen Wettbewerb der dargestellten Figuren, und Jesus sei der Gewinner. So soll es sein – das Projekt ist gelungen!
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